Marktgemeinde Bad Endorf will die Bevölkerung bei der Verschönerung der Ortsmitte aktiv beteiligen

Im Dezember 2020 hatte es der Marktgemeinderat Bad Endorf beschlossen: Eine „Sanierungssatzung“ für die Ortsmitte von bad Endorf. Nunmehr lud Bürgermeister Alois Loferer zur „Bürgerwerkstatt Gestaltungshandbuch Ortsmitte“ in die Mehrzweckhalle an der Hans-Kögl-Straße ein. Alle Einwohner Bad Endorfs waren eingeladen, beim Planungsprozess für die Bad Endorfer Ortsmitte mitzusprechen und mitzuwirken und es kamen viele: Loferer konnte weit über 100 Bewohner der Marktgemeinde begrüßen.

Das Architekten- und Stadtplanungsbüro Schirmer aus Würzburg hat den Auftrag erhalten, diesen Prozess zu begleiten und zu strukturieren.

In seiner einleitenden Begrüßung betonte Loferer die Bedeutung des Gestaltungshandbuches. Es gehe zum einen darum, das Verkehrsproblem in der Bahnhofstraße zu lösen. „Wir haben hier eine erhebliche Belastung. Deshalb wollen wir den Zentrumsbereich unserer Marktgemeinde neu überlegen, damit wir den Verkehr zähmen und zügeln können.“

Ein zweiter Bereich sei die Aufenthaltsqualität in Bad Endorf: Hier sei vor allem die Gastronomie in der Bahnhofstraße angesprochen. „Die Bahnhofstraße ist die Gute Stube von Bad Endorf“, so Loferer weiter. 

Die Architektin Alexandra Franzke vom Büro Schirmer referierte anschließend ausführlich die aktuelle städtebauliche Situation von Bad Endorf und die Möglichkeiten einer Aufwertung des öffentlichen Raumes.

Wichtig sei, dass die historische Bebauung gesichert werden könne, so Franzke weiter. Sie betonte auch, dass alle Maßnahmen im Bereich der Gestaltung der Ortsmitte seitens der öffentlichen Hand bezuschusst werden können, und zwar grundsätzlich mit 30% der Kosten, in Einzelfällen auch mehr. Die Marktgemeinde Bad Endorf werde die Hauseigentümer auch kostenlos beraten bei der Frage, in welcher Weise einzelne Maßnahmen bezuschusst werden könnten.

In ihren Ausführungen betonte Franzke auch, dass Endorf in den 1850er Jahren aus 26 Gebäuden bestanden habe, wovon 23 Gebäude als Bauernhöfe genutzt worden seien. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie habe sich neben dem Ortskern (Alt-)Endorf ein (Neu-)Endorf in der Nähe des Bahnhofs gebildet und die beiden Teile seien anschließend zusammengewachsen. Noch in den 1950er Jahren sei die Bahnhofstraße eine Fußgängerzone gewesen ohne Durchgangsverkehr für Kraftfahrzeuge. Aus dem landwirtschaftlichen Dorf habe sich eine Marktgemeinde entwickelt, woraus 1987 der Ortsname „Bad Endorf“ sich entwickelt habe.

Im Folgenden ging sie der Frage nach, wieviel Vielfalt so ein Ort vertrage. Es gebe die verschiedensten Dachformen an den Häusern: das prägende Satteldach, aber auch Flachsatteldächer, Krüppelwalmdächer mit den unterschiedlichsten Firsthöhen finde man im Ortskern von Bad Endorf. Es stelle sich die Frage, so Franzke weiter, ob die Marktgemeinde mehr Regeln wolle oder diese Vielfalt erhalten wolle. Ähnliches gelte für die Anbauten: Da gebe es Schaukästen in der Bahnhofstraße, Vorbauten, Freisitzterrassen, man finde Fenster mit und ohne Sprossen, man finde Fensterläden, Gitter und vieles mehr. In den 1950er und 1960er Jahren habe es auch Einbauten und Umbauten gegeben, die die Gebäude verändert hätten. Man könne nicht selten Schaufensterbeklebung finden, aber auch Fassadenbegrünung sei in der Ortsmitte vorhanden.

Die Zäune reichten von normalen Gartenzäunen aus Holz über Metallzäunen der unterschiedlichsten Provenienz bis hin zu Hainbuchenhecken. In der Traunsteiner Straße und der Rosenheimer Straße könne man aber auch zahlreiche Vorgärten entdecken.

Schließlich sei festzustellen, so Franzke, dass gerade die Rosenheimer Straße nicht barrierefrei sei. Als exemplarisches Beispiel nannte sie das „Haus des Gastes“. Hier müsse unbedingt etwas getan werden und die Marktgemeinde habe bereits angekündigt, hier tätig werden zu wollen.

Franzke sprach abschließend auch die Farbgestaltung der Fassaden an und nannte exemplarisch ein Gebäude in der Rosenheimer Straße neben dem Volkstheater.

Damit die Bahnhofstraße zu einem „Marktboulevard“ sich mausern könne, bedürfe es aber auch der Wiederbelebung wichtiger Gebäude wie z.B. dem „Gasthof zur Eisenbahn“. Schließlich sei auch die Freiflächengestaltung ein Thema. Hier nannte sie das Gebäude „Der Schießl“, wo die Freiflächen eine Neugestaltung nahelegten.

All diese Themen seien im Gestaltungshandbuch zu fixieren und die Bevölkerung wurde anschließend eingeladen, an drei Tischen (Bild der Ortsmitte, Gestaltung der Gebäude, Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte) Vorschläge für die Gestaltung zu äußern, damit diese in die Planung einbezogen werden könnten.

Bad Endorf hat wohl viel vor, geht neue Wege und packt wichtige Maßnahmen zur Ortsverschönerung an. Das war an diesem Vorstellungsabend deutlich zu spüren.